10. Snellman-Seminar: 4.-6.4.2019 im Haus der Wissenschaften (Tieteiden talo) in Helsinki

Das zehnte Snellmann Seminar befasste sich mit Geschichtsunterricht, Geschichtspolitik und Identitätsbildung vom Kalten Krieg bis in die Gegenwart. Eingeladen waren Gäste aus zahlreichen Ländern, von Finnland bis Südafrika und von Portugal bis Estland. Die Gäste referierten Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten über Geschichtsbücher im gesellschaftlichen Kontext. Der Kontext war diesmal besonders weit gefasst, da bei der geographischen Vielfalt der Forschungsarbeiten naturgemäß vielfältige Themen angesprochen wurden. Diese reichten im europäischen Umfeld von Sensibilitäten im gegenwärtigen Geschichtsuntericht, zum Beispiel beim Problem binationaler deutsch-polnischer Lehrbücher (Robert Maier), bis zu Tabus und blinden Flecken in Österreich (Britta Breser), verordneten Identitäten inSchweden (Jörgen Gustafsson) sowie dem Stereotyp westlicher Überlegenheit (Pia Mikander und den wechselnden Darstellungen der Bürgerkriegsgegner von 1918 (Eemeli Hakoköngas) in Finnland, und dem Bild von Griechen und Türken in Griechenland (Anastasia Parianou).

Teilnehmende bei der Eröffnungssitzung

Probleme der europäisch-kolonialen Geschichtsschreibung und der Geschichtsschreibung postkolonialer Länder trugen spannende Aspekte bei, die in Europa oft vergessen werden. Es gab Beiträge von Seiten Deutschlands (Michael Annegarn-Gläss), Portugals mit Bezug zu Mozambique (Rosa Cabecinhas), Italiens (Giovanna Leone) und Südafrikas im Hinblick auf Simbabwe (Johan Wasserman). Dem Umgang mit Geschichte und deren Lehrbüchern in Osteuropa waren zwei Vorträge gewidmet, in Bezug auf die Ukraine (Aliona Kuts) und in Weißrussland (Anna Zadora). Estnische Sensibilitäten im Spannungsfeld der Umbruchzeiten während der letzten 30 Jahre und im Rückblick auf die beiden Okkupationen im Zweiten Weltkrieg waren das Thema zweier Arbeiten (Mare Oja und Timur Guzairov). Den Abschluss bildete die Präsentation einer online Geschichtslehrhilfe mit Bezug zu Geschichtselementen in Film und Kunst, die derzeit an der Universität Tartu entwickelt wird (Merit Rikberg).

Gemessen an der Qualität der vorgestellten Arbeiten war dieses Seymposium auf hohem Niveau, das, angestoßen von Katrin Kello, in bewährter Weise von den leitenden Kräften der Aue-Stiftung organisiert und durchgeführt wurde. Großer Dank gebührt Marjaliisa Hentilä, Uta-Maria Liertz, Sinikka Salo, Irene Dimitropoulos und Robert Schweitzer.

Mitglieder des Organisationsteams, von links: Liertz, Schweitzer, Hentilä und Kello.