Laudatio von Dr. Manuel Müller an Lukas Hradecký, Empfänger der Medaille für Verdienste um Frieden und Verständigung, am 18. März 2025
24.03.2025
Exzellenzen, meine Damen und Herren,
Lukas Hradecký in diesem Rahmen vorzustellen, ist mit Sicherheit nicht notwendig: Als Torwart der finnischen Fußball-Nationalmannschaft ist er in Finnland wie in Deutschland einer weiten Öffentlichkeit bekannt. Ich will deshalb nur einige seiner bisherigen Titel und Auszeichnungen aufzählen: Lukas Hradecký war dänischer Pokalsieger 2013 mit Esbjerg fB, deutscher Pokalsieger 2018 mit Eintracht Frankfurt, deutscher Meister, Pokalsieger, Supercup-Sieger sowie Europa-League-Finalist mit Bayer Leverkusen 2024, finnischer Nationaltorwart seit 2010, Teilnehmer an der Europameisterschaft 2021, Torwart des Jahres der dänischen Liga 2013, Torwart des Jahres der deutschen Bundesliga 2018, finnischer Fußballer des Jahres 2016, 2017, 2018, 2021, 2023 und 2024 sowie finnischer Sportler des Jahres 2020.
Wie man sieht: Fußballer, zumal so erfolgreiche, werden häufig ausgezeichnet. Aber nicht unbedingt für das, worum es hier und heute geht. Lukas Hradecký wird heute die Medaille für Verdienste um Frieden und Verständigung der Aue-Stiftung verliehen. Die Medaille geht alle fünf Jahre an eine Person, die durch ihre Aktivitäten die Beziehungen zwischen Finnland und dem deutschsprachigen Europa vertieft und so zum friedlichen Zusammenleben über Landesgrenzen hinweg beigetragen hat.
Das erklärt auch, warum als Laudator hier ein Forscher aus dem Europa-Programm des Finnish Institute of International Affairs steht. Ginge es nur um fußballerische Qualitäten, hätte man wohl kaum mich gebeten. Immerhin kann ich aber sagen, dass Lukas Hradecký auch mein eigenes persönliches Leben verändert hat.
Es war im Jahr 2021, als ich eigentlich noch in Berlin tätig war, aber als Gastwissenschaftler an der Uni Helsinki einige Monate mit meiner Familie in Finnland verbrachte. Genau in diese Zeit fiel die Fußball-Europameisterschaft, und mehrere Tage lang konnte man im Fernsehen nahezu in Dauerschleife einen bestimmten Elfmeter sehen und den Kommentator jubeln hören: „Hradecký torjuu!“ Mein damals fünfjähriger Sohn war davon schwer begeistert, und als er dann auch noch herausfand, dass Lukas Hradecký in der Bundesliga spielt, hatte ich plötzlich einen Leverkusen-Fan im Haus. Das kam für mich unerwartet. Aber angesichts dessen, was in den Jahren danach mit Leverkusen passierte, kann man sagen: Gerade noch rechtzeitig.
Doch nicht nur für meinen Sohn war Lukas Hradecký die sportliche Brücke zwischen Finnland, Deutschland und Europa. Geboren 1989 in Bratislava, zog Lukas Hradecký als Kind nach Turku, wo sein Vater einen Vertrag als Volleyballspieler bekommen hatte. In Turku begann dann auch seine eigene Laufbahn als Fußballer, die ihn aber schon bald wieder ins europäische Ausland führte. 2009 wechselte er nach Dänemark, 2015 kam er nach Deutschland, wo er zuerst in Frankfurt und seit 2018 in Leverkusen spielte.
Bei all diesen Stationen hat sich Lukas Hradecký nicht nur auf dem Platz ausgezeichnet, sondern auch abseits davon. Da ist zunächst einmal natürlich sein großes Sprachtalent: In welches Land er auch zog, entweder sprach er die Sprache bereits oder er lernte sie in kurzer Zeit. Er beherrscht Slowakisch, Finnisch, Deutsch, Englisch, Dänisch und Schwedisch. Und er
beherrscht diese Sprachen nicht nur, er weiß sie auch im Umgang mit Menschen zu nutzen. Ob in der BayArena oder mit dem Nationalteam in der Pohjoiskaarre: Es gibt wenige Spieler, die so herzlich und offen mit ihren Fans kommunizieren. Mit seiner lockeren Art und seinem Humor tut er vielleicht ebenso viel für die Freude am Fußball wie mit seinen glanzvollen Paraden. Und natürlich mit seinen legendären Aussprüchen – in der Zitate-Datenbank der Humboldt-Universität zu Berlin finden sich zu Lukas Hradecký derzeit 195 Einträge.
Als er in seiner ersten Saison in Deutschland mit Eintracht Frankfurt in den Abstiegskampf geriet, gab es in der deutschen Öffentlichkeit auch Kritik an der sehr internationalen Zusammenstellung des Kaders. Die Vielsprachigkeit, so hieß es, erschwere die Kommunikation im Team. Lukas Hradecký trat dem damals in einem Interview entgegen und erklärte, die Vielfalt der Kulturen „bereichert jeden persönlich und auch das Mannschaftsgefüge“. Eine gemeinsame Sprache helfe natürlich. Aber vor allem gehe es im Team darum, „wie gut man aufeinander abgestimmt ist und wie gut man sich kennt“.
Lukas Hradecký hat einen großen Beitrag geleistet, damit die Menschen in Deutschland und Finnland sich besser kennen lernen. Er hat in deutschen Medien finnische Weihnachtstraditionen erklärt; er hat in finnischen Medien die deutsche Bierkultur gelobt. Er ist in der deutschen Öffentlichkeit zum Gesicht des finnischen Fußballs geworden, ja vielleicht zu einem der bekanntesten finnischen Gesichter überhaupt. Und er hat im Sommer 2018 im finnischen Fernsehen festgehalten, dass (Zitat) „ei Saksa ole paska maa“. Schöner lässt sich das eigentlich nicht sagen.
Lukas Hradecký ist immer seinen eigenen Weg gegangen und damit ein Vorbild für viele Menschen in Finnland und Deutschland und ein Vermittler zwischen den Kulturen geworden. Für seine Verdienste um Frieden und Verständigung erhält er heute die Medaille der Aue-Stiftung. Herzlichen Glückwunsch!