Vortragende:
Caio Koch-Weser, Chairman of the Advisory Board, European Climate Foundation, former State Secretary of Federal Ministry of Finance, Germany: “German and International Climate Policy – Present State and Challenges”
Dr. Maritta von Bieberstein-Koch-Weser, President and Founder of Earth3000: “Biodiversity, a prerequisite in combatting climate change – with special emphasis on the threatened lungs of our Planet, Amazon”
Die Botschaft und Beweise, die beide Vortragende vorbrachten, sind deutlich: Die aktuelle Tendenz der Klimaerwärmung von drei bis zu vier Grad bedeutet eine Katastrophe. In der Modellierung der Klimaentwicklung haben wir nicht die Auswirkung der regionalen Kipppunkte, der „Tipping points“, verstanden – unter anderem in den arktischen Regionen, in den Tropen, in Ozeanen – die Entwicklung ist schon auf dem Weg, einen Punkt zu überschreiten, von dem aus es kein Zurück mehr gibt. Die weite Abholzung und die beginnende Savannierungsentwicklung der Gebiete der Amazonas – der Lunge unseres Planeten – sind ausschlaggebende Probleme. 15-20 % des jährlichen CO2-Ausstoßes kommt von brennenden Regenwäldern. Der Zusammenhang zwischen den Wäldern, dem Klima und der Biodiversität ist wesentlich.
Das Fenster der Möglichkeiten schließt sich bald, und wir haben es eilig: Die für das 21. Jahrhundert maßgebliche Technologie und das Handeln auf gesellschaftlicher Ebene sollten beide das Kriterium der Nachhaltigkeit erfüllen. Wälder sollten geschützt und nur nachhaltig genutzt werden. Wir brauchen eine grundlegende Änderung in unserem Verhalten. Die Schnelligkeit und der Maßstab der Maßnahmen zur Unterbindung der Klimaerwärmung sollten vermehrt werden.
Caio Koch-Weser fasste in seiner Rede zusammen, dass es mindestens in drei Bereichen an Lösungen bedarf: 1) Das Ambitionsniveau der national beschlossenen Maßnahmen des Pariser Vertrags sollte erhöht werden. Die Europäische Union sollte den politischen Prozess anführen und nach Koalitionen suchen. Auch auf Ebene der Bundesstaaten, Städte, Unternehmen und Organisationen sollte energischer agiert werden. Eine gute Herangehensweise vereint Sektoren, wie Gesundheit und Klima, Essen und Klima, usw. Eine gute Nachricht ist, dass es möglich ist, gleichzeitig ein besseres Wirtschaftswachstum und Klima zu erbringen. 2) Die Preisbildung der Externalitäten befindet sich in einer Schlüsselposition. Die CO2-Preisbildung und der Handelsmarkt, zum Beispiel auf Ebene der Bundesstaaten (z.B. der gut funktionierende Emissionsmarkt in Kalifornien), müssen gefördert werden, falls es auf breiterer Ebene Hindernisse gibt. Die CO2-Abgabesteuer und der Emissionsrechtehandel sowie die Preisbildung müssen mit Bedacht umgesetzt werden und zwar so, dass Unternehmen auf ihre Stabilität vertrauen können. Schwankungen bringen Unsicherheit und verhindern benötigte private Investitionen. 3) Das Finanzierungswesen muss „grüner werden“. Bahnbrechende Arbeit in diese Richtung haben Investoren unter anderem in der Enthüllung der CO2-Risiken in den Bilanzdaten der Unternehmen geleistet. Dies muss fortgesetzt werden. Die Europäische Kommission hat auch die erste Gesetzesinitiative zur nachhaltigen Finanzierung veröffentlicht. Ebenfalls die Zentralbanken und Aufseher sind in die Arbeit involviert.
Dr. Maritta von Bieberstein-Koch-Weser veranschaulichte in ihrer Präsentation die Bedeutung des Amazonasgebietes: es ist ein gewaltiger Rachen, der größte Regenwald der Erde und ein Flussnetz, das Einfluss auf die Regenmenge und die Landwirtschaft des mittleren und südlichen Südamerikas hat; es ist ein Biodiversitätswunder; mit einer Bevölkerung von 34 Millionen, 350 verschiedenen Gruppen an indigenen Völkern (von denen 60 in freiwilliger Isolation leben).
Ein zentrales Problem des Amazonasgebietes ist seine Entwaldung. Zu ihrer Verhinderung ist zwar schon lange Arbeit geleistet worden, aber Wälder werden immer noch abgehackt und beschädigt, da die Regulierung und andere Maßnahmen unzureichend zur Gegenwehr sind, und kurzlebige wirtschaftliche Vorteile überwiegen.
Die Durchschnittstemperatur des Amazonasgebietes ist schnell gestiegen und die Savannierung der südlichen und östlichen Amazonasgebiete ist ein echtes Risiko. Schnelle Maßnahmen zur Verhinderung der Entwaldung und zur Schaffung einer nachhaltigen Bioökonomie für Wälder und Flusseinzugsgebiete sind erforderlich.
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Der Einladung zum ersten diesjährigen Aue-Symposium folgte eine Rekordanzahl an Eingeladenen. Im Haus der Wissenschaften (Tieteiden Talo) versammelten sich nahezu 100 Zuhörer: Vertreter aus Klima- und Umweltwissenschaften sowie Akademiker und Beamte, Politiker, Vertreter aus der Finanz- und Unternehmenswelt, Studierende. Dabei waren auch Präsidentin Halonen und Ministerin Rehn, die beide Wegbereiter einer nachhaltigen Entwicklung sowohl in Finnland als auch in internationalen Arenen sind.
Die Diskussion, die den Vorträgen folgte, war ebenfalls fruchtbar und außergewöhnlich lebhaft und setzte sich nach der Veranstaltung im Empfang „bis zum Lichtzeichen“ fort.
Die Botschaft des Symposiums war eindeutig: Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln. Wir brauchen schnelle Maßnahmen sowohl zur Reduktion der CO2-Emission als auch zur Kompensierung der Emission durch Vergrößerung der Kohlerachen. Die Aktivität aller ist von Nöten. Keiner kann sich seiner Verantwortung entziehen, wenn wir unsere Pflicht erfüllen und unseren Enkelkindern ein Leben auf unserem Planeten ermöglichen wollen.
Die Diskussion auf Bürgerebene und zum Beispiel die Demonstration von Schülern für die Klimarettung, sind immer noch Kräfte, die Veränderungen in Gang bringen und die aufrechterhalten werden sollten. Des Weiteren ist die Rolle der im privaten Sektor Agierenden und der Organisationen immer zentraler in der Planung von nachhaltigen Arrangements und im Drängen auf nötige politische Aktivitäten und politischer Führung.
Die Vorträge können Sie in voller Länger unter folgenden Links finden:
Caio Koch-Weser HIER.
Dr. Maritta von Bieberstein-Koch-Weser HIER.
Die Diskussion, die den Vorträgen folgte, wird HIER zu sehen sein.